On Tour in Graz: Sturm Graz - Rapid Wien

Als ein Highlight im leider oft so tristen österreichischen Ligaalltag kann man sicherlich das Auswärtsmatch in Graz, zu Hause beim SK Sturm, bezeichnen.
Ein gegnerischer Traditionsverein der sportlich meist auf Augenhöhe spielt; eine schöne Stadt, ein tolles Stadion, eine stimmungskräftige gegnerische Fankurve: all diese Fakten verleihen diesem Spiel eine besondere Brisanz.

Nicht verwunderlich also, dass auch in unserer Gruppe in den letzten Jahren bereits öfters der Wunsch geäußert wurde, bei diesem Auswärtsspiel mit dabei zu sein.
Am Samstag den 20. Februar morgens war es endlich so weit, 5 Mitglieder unseres Fanclubs traten die 5,5 Stunden lange Anreise von Bozen bis nach Graz per PKW an. Zwei weitere Mitglieder, die am Samstag verhindert waren, reisten am Sonntag nach.
Am frühen Nachmittag erreichten wir Graz, wo wir nach einer Stärkung das reservierte Zimmer in einem zentral gelegenen Hotel bezogen. Da es für viele von uns der erste Besuch in Graz war, tauchten wir anschließend neugierig in das Grazer Stadtleben ein. Nach einem bodenständigen Abendessen traf man in einem Lokal schon die ersten Rapidler, die direkt von der Europa-Cup-Pleite aus Valencia zurückkamen. Als man erfuhr, dass in demselben Lokal in den nächsten Stunden ein Treffen der Grazer Fanszene stattfand, wechselten wir Location.

Tags darauf statteten wir am Vormittag dem Grazer Hausberg „Schlossberg“ einen Besuch ab. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen genoss man den Ausblick über die Dächer von Graz.
Schon bald nach Mittag machten wir uns voller Vorfreude auf in Richtung Stadion, gerade bei diesem Spiel wollten wir rechtzeitig beim Stadion sein und Verspätungen vermeiden. Als wir nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten vor dem Auswärtssektor ankamen trafen auch schon die ersten Rapidler ein. Nachdem wir die reservierten Tickets an der Gästekasse abgeholt hatten und die Stadiontore endlich geöffnet wurden, betraten wir den Gästesektor. Tags zuvor titelten diverse Zeitungen, dass der Gästesektor ausverkauft war, was die Vorfreude auf das Spiel noch mehr steigerte. Nun genoss man die besondere Stimmung im Stadion, im Gästesektor und auch der gegnerischen Fankurve, die schon vor dem Anpfiff „Que Viva Espana“ anstimmte, um uns an den Schmach von Valencia zu erinnern.
Kurz vor dem Spielbeginn trafen auch die zwei Mitglieder, die am Sonntag anreisten, im Gästesektor ein und stellten sich neben uns. Das Stadion füllte sich recht rasch, insgesamt kamen 12.500 Zuschauer in die UPC-Arena.

Der Block-West motivierte unsere Mannschaft zu Spielbeginn mit einer tollen Choreographie, lautstark begann man mit gewohntem Enthusiasmus die Mannschaft nach vorne zu treiben. Unsere Elf, bei der Grahovac und Murg unseren verletzten Kapitän Hofmann und Kainz ersetzten, begann mit tiefen Pressing und überlies dem Gegner das Aufbauspiel. Jedoch schon in der 12. Minute schlug unsere Nummer 7 Schobesberger eiskalt zu: nach einem genialen Pass von Petsos ließ er Ex-Rapidler Kayhan stehen, lief allein auf den gegnerischen Torwart zu und schoss den Ball geschickt zwischen seine Beine ins Tor. Der Stimmung im Gästesektor gab dieser Treffer natürlich zusätzlichen Aufwind, die ersten Fackeln wurden gezündet.
Nach diesem Treffer nahm Sturm das Spiel in die Hand, zeigte aber zu wenig Kreativität und schaffte es nicht, den Ausgleich zu erzielen. So ging es mit einem 0:1 in die Kabinen.
Auch in der 2. Halbzeit hatte Sturm immer wieder Probleme mit dem flinken Schobesberger. In der 70. Minute hatte unsere Elf riesen Glück, Horvath traf nach einem Weitschuss von der Strafraumgrenze nur die Stange. Im Gegenzug war es erneut Schobesberger, der diesmal perfekt von Grahovac in den Raum geschickt wurde, und sich alleine vor Sturm-Goalie Esser befand: geschickt umkurvte er den Grazer Schlussmann und schob direkt vor uns im Gästesektor ein. Balsam für die in den letzten Tagen geplagte Rapid-Seele. Damit war die wichtige Auswärtshürde Sturm erfolgreich gemeistert, Rapid zog in der Tabelle wieder mit Salzburg gleich, das tags zuvor mit einem 2:0 Heimerfolg gegen Altach vorgelegt hatte.

Nach dem Spiel trafen wir vor dem Stadion auf Jürgen Hartmann, jenem weit über die Grenzen hinaus bekannten Rapidfan, der seit 37 Jahren (!!) jedes Pflichtspiel von Rapid, egal ob daheim oder auswärts, besucht hat und dabei bereits über 560.000 km in über 50 Länder hingelegt hat. Als wir ihn ansprachen, zeigte er sich sichtlich gerührt und überrascht, dass es auch in Südtirol einen Rapid-Fanclub gebe. Als wir ihm einen Schal unseres Fanclubs als Geschenk überreichten, glänzten seine Augen endgültig! Für uns war es mindestens genauso emotional, sich mit dem außergewöhnlichen Kultfan austauschen zu dürfen!

Anschließend fuhren wir gemeinsam mit der Straßenbahn zurück ins Zentrum, wo wir hungrig ein traditionell steirisches Restaurant aufsuchten. Während wir das eben erlebte Spiel nochmals Revue passieren ließen, bemerkten wir, dass im Lokal unsere ehemalige Nr. 1, Helge Payer, saß. Zuvor hatte man ihn auch im Stadion als TV-Kommentator gesehen. Unser stellvertretender Obmann lud Helge nach dem Essen zu unserem Tisch. Beim gemeinsamen Verzehr des Desserts entwickelte sich ein amüsantes Gespräch über Rapid, unseren Fanclub und seine neuen Aufgaben als TV-Experte und als Betreiber seiner eigenen Torwartschule. Die grüne Torwartlegende erfreute uns auch mit so manchen interessanten Hintergrundinformationen über unseren geliebten Verein. Anschließend machten wir natürlich noch ein Gruppenfoto! Danke Helge!

Von den Strapazen der letzten Tage ermüdet ließen wir den Abend in einem Pub bei einem Bier ausklingen.

Am nächsten Morgen traten wir nach dem Frühstück unsere Heimreise an. Nach einem Aufenthalt in Lienz kamen wir gegen Abend zwar müde, aber zufrieden, zuhause an. Diese Kurzreise erweckte große Lust, die steirische Landeshauptstadt bald wieder ins Auge zu fassen!

Forza Rapid vom Westen bis in den Osten Südtirols

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Im Gedenken an den Gründer Rudi Mazzag